Am 14. Jänner 2020 bekam Helga Neira Zugasty die Ehrenmitgliedschaft am Institut für Musik- und Bewegungspädagogik/Rhythmik sowie Musikphysiologie der MDW – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien verliehen.
Beim Festakt an der Universität wurde ihr auch die Festschrift „Helga Neira Zugasts – All Inclusive“ überreicht (unser Beitrag darin siehe unten).




Hana Zanin und Dr.in Maria Dinold
Helga Neira Zugasty – ein wertvolles Mitglied des Kultur- und Bildungsvereins „Ich bin O.K.“
Helga kam vor mehr als 20 Jahren zu unserem Verein „Ich bin O.K.“ – als Mutter ihres Sohnes Severin sowie als Begleiterin von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Behinderung.
Schon, als sie „nur“ begleitende Mutter war, konnte man bei ihr einfach nicht vorbeigehen, ohne ins Gespräch mit ihr zu kommen. Sie zeigte sich immer als eine sehr nachdenkliche, unglaublich engagierte Frau, mit einer enorm wertschätzenden Haltung unserer Arbeit gegenüber und wertvollen mitdenkenden und unterstützenden Impulsen, Anregungen und Vorschlägen.
Bald konnte Helga ihre langjährige Erfahrung und fachlichen Kompetenzen – sowohl aus der rhythmisch-musikalischen Erziehung als auch aus dem heil- und sonderpädagogischem Bereich – beratend und aktiv einbringen. In Kooperation mit Kollegin Dr. Maria Dinold entwickelte sie einen Rahmen zur pädagogischen Begleitung für TeilnehmerInnen und PädagogInnen. Bald wurde sie auch als Vorstandsmitglied in unseren Verein langjährig tätig – und ist es bis zum heutigen Tag. Sie steht allen unseren TanzpädagogInnen, PraktikantInnen, HospitantInnen sowie weiteren MitarbeiterInnen und dem Vorstand als fachliche Unterstützung unermüdlich zur Verfügung.
Helga ist die Impulsgeberin und Supervisorin für die Anwendung der geeigneten Methoden und Maßnahmen in den Kursen des O.K.-Tanzunterrichts und achtet auf die Berücksichtigung der Prinzipien der inklusiven Tanzpädagogik. Außerdem wird sie oft um Rat gefragt, wenn es um herausforderndes Verhalten unsere TänzerInnen geht. Helga verfügt über eine große Menge an Empathie, Menschenkenntnis und Sensibilität. Es entgeht ihr nichts! Wenn sie merkt, dass etwas nicht stimmt, sucht sie sofort nach Lösungsansätzen. Sie nimmt sich die Zeit zu Gesprächen mit den TänzerInnen, Eltern, BetreuerInnen oder anderen Angehörigen und MitarbeiterInnen. Ehrlich und verständnisvoll spricht sie die Probleme an, tiefgründig versucht sie positive Ergebnisse zu finden. Oft hat sie uns schon in schwierigen Situationen und Missverständnissen geholfen.
Bei der Einführung und Begleitung von PraktikantInnen oder HospitantInnen legt Helga großen Wert auf klare Abläufe und Unterstützung ohne Über- oder Unterforderung der Personen. Es ist ihr sehr wichtig, dass diese jungen Menschen einen offenen, verständnisvollen und respektvollen Zugang zu unseren TänzerInnen mit Behinderung finden und dass sie eine Idee über das inklusive Denken und Handeln bekommen. Sie weiß, dass das nur gelingen kann, wenn die HelferInnen gut informiert und begleitet werden.
Helga brachte und bringt weiterhin viele neue erfrischende Ideen ein, die das Vereinsangebot nachhaltig bereichern. So war sie die Initiatorin für die – bereits seit neun Jahren erfolgreich umgesetzte –, intensiven Sommercamps, die wir mittlerweile schon über vier Wochen im Sommer anbieten. Sie spielt eine Schlüsselrolle, wenn es bei „Ich bin O.K.“ um die Umsetzung von innovativen Projekten geht. So hat sie einen großen Beitrag für Umsetzung der dritten Säule unseres Vereins – der Ausbildung von „Dance Assists“ – geleistet. Es gelang ihr, eine Person im Sozialministerium davon zu überzeugen, dass dieses Projekt – nämlich die Ausbildung von erfahrenen TänzerInnen mit Lernschwierigkeiten zu AssistentInnen in der pädagogisch-tänzerischen Anleitung – zu potenziellen Arbeitsplätzen führen kann, weswegen es auch gefördert wurde.
Noch davor setzte sie sich auch außerhalb des Vereins für unsere TänzerInnen ein. Sie hat bereits drei unserer TänzerInnen begleitet und sie in eine fixe Anstellung gebracht! Dank ihr hat unsere Iris bereits seit elf Jahren einen Platz bei der ART for ART Theaterservice GmbH. Laura hat mit Stefan eine Beschäftigung als Servicekraft bei der bekannten Restaurantkette Plachutta bekommen. Auch Mathias verdankt es Helgas Betreuung und Unterstützung, dass er endlich einen für ihn geeigneten Ausbildungs- und schließlich Arbeitsplatz als Kinder- bzw. Altenbetreuer gefunden hat.
Der neueste Erfolg ist Helga gemeinsam mit dem Verein „Ich bin Aktiv“ gelungen. Am 1. November wurde eine inklusive Wohngemeinschaft eröffnet. Diese Form des gleichberechtigten Wohnens bietet allen BewohnerInnen größtmögliche Autonomie mit individueller Unterstützung, dort wo diese nötig ist. Fünf BewohnerInnen sind Menschen mit Lernschwierigkeiten (z.B. Down-Syndrom) und vier andere sind Erwachsene ohne Beeinträchtigung.
Helga Neira Zugastys besonderer Verdienst als erfahrene (betroffene) Mutter und Inklusionspädagogin besteht in ihrem unermüdlichen Bemühen, ein fachgerechtes inklusives Gedankengut und binnendifferenzierten Unterricht zu vertreten und zu „überwachen“. Es gelingt ihr in großen Teilen, theoretisch-wissenschaftliche Erkenntnisse so in die Praxis zu übertragen, dass die ganzheitliche Persönlichkeitsförderung aller Beteiligten im Vordergrund steht. Leider stoßen viele dieser Ideal- bzw. Optimal-Vorstellungen in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens auf Widerstände. Doch hoffen wir gemeinsam, dass unsere so heterogene Gemeinschaft – und in weiterer Folge die wache Zivilgesellschaft – dazu betragen kann, den inklusiv denkenden Kräften zum Durchbruch zu verhelfen.